Lehrgänge
rund ums Karate
Eine nicht nur lästige Angelegenheit: Werbung auf Karateanzügen.
Der Karateanzug, wie wir ihn heute kennen, wurde zu einer Zeit entwickelt, als es gesellschaftliche Standesunterschiede den Karateka noch schwer oder fast unmöglich machten, gemeinsam mit Gleichgesinnten zu trainieren. Standesunterschiede, gesellschaftlicher Status oder individuelle Vermögensverhältnisse sollten aber nach der Vorstellung der alten Meister im Karate keine Rolle spielen. Deshalb wurde damals, wenn wir dem Karatehistoriker Randall G. Hassell Glauben schenken dürfen, unter der Federführung von Funakoshi Gichin eine neutrale und einheitliche Kleidung entworfen, die für alle Karateka verbindlich werden sollte: Eine schlichte, schmucklose, weiße Uniform. Sie sollte ein Symbol der Gleichheit unter den Karateka sein, zugleich die moralische Reinheit und Bescheidenheit ihrer Träger versinnbildlichen.
Im Laufe der Zeit ist es üblich geworden, Karateanzüge mit Wappen und Namenszeichen zu versehen, die die Zugehörigkeit zu Dôjôs, oder bei internationalen Vergleichen, auch zu Nationalstaaten erkennen lassen. Solche Unterscheidungszeichen werden auf der Vorderseite der Anzüge angebracht. Dies ist sinnvoll und vertretbar: Man möchte bei einem Lehrgang schon gerne mal wissen, wo der/die/das Trainingspartner/-in eigentlich herkommt und dies noch viel mehr dann, wenn man seinen Karatepartnern auf internationalen Veranstaltungen gegenübertritt.
Doch abgesehen von solchen Erkennungszeichen muß ein Dôgi auch in Zukunft jungfräulich weiß bleiben, frei von allen Statussymbolen und vor allem: Frei von jeder Art von Werbeaufdrucken. Das sehen auch die Statuten des DJKB im Übrigen so vor.
Heute werden wir in allen Lebensbereichen immer mehr mit äußerst subtiler Werbung vollgestopft. (Man denke etwa an das Produktplacement in Spielfilmen etc.) Davon muß unsere Kampfkunst unbedingt freigehalten werden.
Das fängt damit an, daß wir unsere Karateanzüge nicht zu Werbeträgern verkommen lassen. Es mögen sich zwar manche Leuten "sportlich" fühlen, wenn sie die drei Streifen von Adidas auf dem Gi tragen; es mag auch wohl manchem armen Ego Auftrieb geben, wenn es im Nacken die Namen Hayashi, Kamikaze, Budo Nord, Kwon oder das Wappen von Saiko tragen kann – aber all das gehört da nicht hin.
Wenn wir die Dôjôkun betrachten, erkennen wir: Der Karateweg soll durch harte und ausdauernde Übung zur reifen Persönlichkeit, zum wahren Menschen, zum Vollkommenen Charakter führen. Es wurde nie gehört, daß jemand einen solchen Fortschritt auf dem Weg getan hätte, weil er sich mit Markennamen identifiziert hätte. Wir wollen unsere Wegkunst üben, den Karate-dô beschreiten und uns nicht mit Statussymbolen schmücken oder für andere Zwecke und Leute in unseren Übungshallen kommerzielle Werbung machen. Wir müssen der wachsenden Werbeflut in unseren Übungshallen Einhalt gebieten, wenn wir nicht wollen, daß das Karate demnächst sein Gesicht vollständig verliert.
Oder schreibt sich vielleicht bald jemand "Sensei" auf die Brust oder hat das Levis Jeans Fähnchen an der Hose?
Ein Wort zu einer ganz besonderen Markenwerbung, nämlich der, die den Karateka allmählich immer mehr im Nacken sitzt. Unsere zeitgenössischen Werbestrategen haben klug erkannt: Auf Karateanzügen wird Werbung im Genick am besten wahrgenommen! Sie ist um ein Vielfaches aggressiver, als wenn sie an anderen Stellen des Gi angebracht ist. Im normalen Karatetraining hat man nämlich vor allem die Rücken seiner Mittrainierenden vor sich. Dem Träger der kleinen Kragen-Werbebotschaft fällt sie kaum auf, aber die, die hinter ihm stehen, sind der Wirkung dieser schleichenden "Atmosphärenvergiftung" schutzlos ausgeliefert. Wer im Karate Werbung im Genick trägt, ist einem Autofahrer vergleichbar, der es hinnimmt, daß sein Wagen übermäßig Abgase abgibt. Der Fahrer einer solchen Dreckschleuder merkt selbst kaum etwas, aber alle, die hinter ihm unterwegs sind, werden rücksichtslos und ohne Unterschied verseucht.
Wir vom Ryôzanpaku Dôjô lehnen eine derart penetrante Art der Werbung ab und suchen hier Gleichgesinnte: Macht den Produzenten der Karateanzüge klar, daß ihr keine Werbung auf Kragen, Brust, Ärmel oder Hosenbein wollt und kauft diese Produkte auch nicht! Dann wird sich der Markt uns anpassen und die negativen Auswüchse werden wieder von der Bildfläche verschwinden.
Wenn das nicht gelingt, sehen wir in zehn Jahren Karatekämpfer im Marlboro-rot, Gauloises-blau oder mit Aufschriften über den ganzen Rücken wie www.kauf-bei-kaufdoof.de. All dies wird uns unsere Aufmerksamkeit im Training stehlen.
Auf unseren Lehrgängen und in unserem Training sind Karateanzüge mit Werbeaufdrucken verboten.
Wir setzen uns auch mit dafür ein, dass auf Meisterschaften diese Art der Bekleidung nicht mehr getragen werden darf. Die kleinen, meist schwarzen Firmenaufnäher der Hersteller unten an der Jacke möchten wir mit diesem Vorstoß im übrigen nicht kritisieren.
Schlatt
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